Galgos und Sicherheit

Ein leidiges Thema, das immer wieder zu heftigen Grabenkriegen unter Galgo/Windhundbesitzern führt.
Kann der Hund freilaufen, wenn ja, dann wo und unter welchen Umständen? Wie sollte ein Galgo gesichert werden, damit er nicht weglaufen kann, wie hoch soll der Zaun sein, etc. etc. etc.
Fakt ist leider, dass beinahe täglich Suchmeldungen nach entlaufenen Windhunden durch das Netz gehen. Fakt ist leider auch, dass viele dieser entlaufenen Hunde gar nicht oder nur tot wieder aufgefunden werden. Und Fakt ist auch, dass viele der Situationen, in denen die Hunde entlaufen, vermeidbar wären.
Wir haben hier einige Faktoren aufgelistet, die unserer Ansicht nach wichtig sind im Umgang mit Windhunden und die helfen, ein Entlaufen der Hunde zu vermeiden.

  • Geschirr und Halsband
    Hier handelt es sich sozusagen um das erste Gebot der Windhundhaltung: Der Hund muss, vor allem, wenn er frisch aus Spanien kommt oder wenn es ein Ängstlicher Hund ist, vernünftig, also windhundgerecht gesichert sein.

    Zsa Zsa mit Sicherheitsgeschir von www.blaire.de

    Zsa Zsa mit Sicherheitsgeschir von www.blaire.de

    Windhunde haben einen völlig anderen Körperbau als andere Hunde, der tiefe Brustkorb lässt jedes handelsübliche Geschirr in Nullkommanix vom Hund rutschen, wenn der einen kleinen Satz nach hinten macht und auch normale Halsbänder rutschen sehr schnell über den schmalen Windhundkopf.
    Schon so mancher Windhundbesitzer stand schneller als er gucken konnte, mit leerem Geschirr oder leerem Halsband da und konnte seinem Hund nur noch hilflos beim Davonpreschen zuschauen.
    Aus diesem Grund gibt es spezielle Windhundgeschirre, die entweder zwei Bauchgurte haben oder bei denen der Bauchgurt weiter hinten an den letzten Rippen liegt, so dass der Hund nicht „rausfallen“ kann.

    Galga mit breitem Zugstophalsband

    Galga mit breitem Zugstophalsband

    Bei den Windhundhalsbändern handelt es sich meist um Zugstopphalsbänder, sogenannte Martingales, die über den Kopf gezogen werden und die sich, wenn der Hund an der Leine zieht, zusammenziehen, damit das Halsband nicht über den Kopf rutschen kann.

 

  • Die doppelte Sicherung
    Viele Hunde entlaufen direkt nach Ihrer Ankunft aus Spanien. Sie sind unsicher, ängstlich, erschrecken leicht und unzureichend gesichert passiert es schnell, dass der Hund aus dem unpassenden Halsband oder Geschirr schlüpft oder aber seinem Halter die Leine aus der Hand reißt und auf und davon ist.
    In den ersten Wochen und Monaten sollten die Hunde daher immer doppelt gesichert sein, das bedeutet, mit einem Sicherheitsgeschirr UND einem Zugstoppstopphalsband ausgestattet sein und sowohl am Halsband als auch am Geschirr sollte jeweils eine Leine befestigt sein. Oft sieht man die doppelte Sicherung mit den zwei Enden einer verstellbaren Führleine, das hilft zwar, wenn es dem Hund wider Erwarten gelingt, sich aus Halsband oder Geschirr zu winden, wenn er einem jedoch durch einen plötzlichen Satz die Leine aus der Hand reißt, ist er trotz der vermeintlichen doppelten Sicherung über alle Berge.
    Daher empfehlen wir:
  • Eine Leine ans Halsband
  • Eine Leine ans Geschirr
  • Leinen getrennt festhalten oder noch besser:
  • die Leine, die zum Geschirr führt, fest am eigenen Körper befestigenWir werden demnächst ein kleines Video drehen und euch die doppelte Sicherung noch einmal ganz anschaulich zeigen.
  • Im Garten

    Rennen und Spielen im Garten

    Rennen und Spielen im Garten

    Wer einen eigenen Garten hat, kann sich glücklich schätzen, denn hier kann auch der Galgo, der nicht oder nur selten frei laufen kann, nach Herzenslust toben und rennen. Und mal eben über den Zaun springen, und gucken, ob Nachbars Kaninchen so lecker schmecken, wie sie aussehen. Die langen Beine des Galgos eignen sich nicht nur vorzüglich zum schnellen Rennen, sie lassen den Hund auch verdammt hoch springen und Zäune bis zu einer Höhe von 1,50 Metern überwinden die meisten Galgos problemlos. 1,80m bis 2 Meter sollten es daher schon sein, möchte man sicher gehen, dass der Hund bleibt, wo er ist. In einer Angst- oder Paniksituation können die Hunde aber auch diese Höhen überwinden.
    Für die ersten Wochen und Monate gilt daher auch im eigenen Garten: nur mit Schleppleine (die immer am Geschirr und nie am Halsband befestigt sein sollte)und nie unbeaufsichtigt nach draußen.

 

  • Autofahren
    Kofferraum auf, Hund raus…das geht oft schneller und vor allem anders, als man sich das vorgestellt hat.
    Da hat man wochenlang auf seinen Hund aus Spanien gewartet, gerade eben hat man ihn vom Transport abgeholt da wird der Hund auf dem Weg nach Hause im Kofferraum ganz unruhig. „Der muss bestimmt mal“, mag man denken und schon setzt man den Blinker und steuert den nächsten Rastplatz auf der Autobahn an. Anhalten, aussteigen, Kofferraum auf….und weg ist der Hund. Der wartet nämlich nicht brav sitzend darauf, dass man erst einmal die Leine in die Hand nimmt und ihn dann freundlich zum Aussteigen auffordert.
    Klappe auf, Hund weg…und das direkt an der Autobahn, ein absoluter Alptraum.
    Haltet bitte nie mit einem frisch angekommenen Hund auf einer Autobahnraststätte an, weil ihr meint, der Hund muss mal. Muss er

    So ist es sicher

    So ist es sicher

    wirklich, habt ihr ne Pfütze im Auto, aber einen lebendigen, unversehrten Hund. Für solche kleinen Malheurs kann man im Vorfeld mit vielen Decken und/oder Inontinenzunterlagen vorsorgen und außerdem….ihr habt jetzt einen Hund, gewöhnt euch dran, sowas kann schon mal passieren. 🙂
    Wichtig ist erstmal nur, dass der ohnehin meist schon stark gestresste Hund heil zuhause ankommt. Pippi machen kann er dann auch im Garten…doppelt gesichert, selbstverständlich.
    Auch für alle anderen Situationen gilt: fährt der Hund ohne Box im Kofferraum mit, öffnet nicht einfach so die Klappe. Solange ihr euch nicht darauf verlassen könnt, dass der Hund nicht sofort unkontrolliert aus dem Auto springt, lasst die Leine von innen von einer zweiten Person festhalten, bevor ihr die Klappe öffnet oder bindet sie für den kurzen Moment fest.

  • Freilauf
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    Last but not least: der Galgo und der Freilauf. Oft ein brisantes und kontroverses Thema, das heiß und hitzig diskutiert wird.
    Nicht wegzudiskutieren ist die Tatsache, dass ein Galgo ein hochspezialisierter Jagdhund ist und ein sehr schneller dazu.
    In der Schnelligkeit liegt eins der Risiken beim Freilauf in unserer engen, auf motorisierte Fortbewegung ausgerichteten Welt mit Straßen, Autobahnen und Bahnschienen, die fast überall viel zu schnell den Weg eines 65km/h schnellen Hundes im Jagdmodus kreuzen.
    NuriaUnd nicht jeder Galgo lässt sich ohne weiteres von einem aufspringenden Hasen oder anderem Wild abrufen, und wenn, steckt meist ein langes und aufwändiges Training dahinter. Natürlich gibt es Ausnahmen, Galgos, die keinen großen Jagdtrieb haben und sich recht problemlos auch von einem Hasen abrufen lassen. Aber das ist nicht die Regel. Auf der anderen Seite gibt es Hunde, die sich auch mit dem intensivsten und längsten Training nicht von der Jagd abhalten lassen.
    Der Großteil der Hunde wird irgendwo dazwischen liegen, meist mit mehr oder weniger ausgeprägter Tendenz zum einen oder zum anderen Extrem.
    Wer seinen Galgo frei laufen lässt, sollte auf jeden Fall ein gutes und fundiertes Abruftraining mit ihm absolviert haben und ein wildarmes Gebiet wählen.
    Wer sich nicht sicher ist, dass er seinen Hund aus den allermeisten Situationen abrufen kann, sollte auf den ungesicherten Freilauf verzichten und einen gesicherten Auslauf oder einen Hundewald aufsuchen. Letztendlich steht die Gesundheit und oft auch das Leben des Hundes auf dem Spiel, wenn der Hund nach dem Motto „ach, der kommt schon wieder“ gedankenlos abgeleint wird.

Operation Galgo – eine logistische Meisterleistung, die nichts mehr mit „normaler Hundehaltung“ zu tun hat?

Nein, eigentlich nicht. Aber mit einem so hochspezialisierten Sichtjäger, der es im Sprint schon mal locker aus 60km/h bringt, holt man sich doch einen etwas anderen Hund ins Haus als wenn man sich für den klassischen Golden Retriever als Familienhund entscheidet.
Bedingt durch ihren Körperbau brauchen die Galgos etwas andere Geschirre und Halsbänder als andere Hunde und bedingt durch ihren Jagdtrieb, ihr genetisch verankertes weitgehend selbstständiges Jagdverhalten, ihre Reaktionsschnelligkeit und nicht zuletzt ihre Geschwindigkeit brauchen diese Hunde ein etwas anderes Management als andere Rassen und sie eignen sich nicht als Hunde, die mal eben nebenher so mitlaufen.
Andererseits braucht man aber auch kein Großgrundbesitzer zu sein, um einen Windhund zu halten und auch erziehen lässt sich ein Galgo natürlich…nur eben nicht immer vom Jagen abhalten.

 

Wer nun übrigens meint, all das seien völlig überzogene und übertrieben Sicherheitsmaßnahmen, der sollte bitte mal über folgendes nachdenken:
Wir alle, die wir diese Hunde lieben, leiden mit den Galgos in Spanien, die dort halbverhungert oder schwer verletzt aufgegriffen werden, grausam gequält und getötet werden, wie Müll weggeworfen oder in Tötungsstationen abgegeben werden oder in dunklen, fensterlosen Betonbunkern gehalten werden.
Die spanischen Tierschützer vor Ort leisten Unglaubliches, indem sie sich tagtäglich mit diesem Elend konfrontieren, um den Hunden zu helfen. Tierschützer und Vereine hier in Deutschland opfern unzählige Nerven und Stunden ihrer freizeit, um die Spanier zu unterstützen und die Hunde in ein gutes Zuhause zu vermitteln. Wir alle spenden immer wieder, um den Hunden zu helfen….und dann kommen sie nach Deutschland, in ein vermeintlich besseres Leben und durch eine Unachtsamkeit, durch Leichtsinn oder Gedankenlosigkeit verlieren sie ihr neues Leben, bevor es überhaupt angefangen hat.
Man kann nicht alle Unfälle vermeiden und man kann und soll die Hunde nicht in Watte packen. Aber bitte wägt die Gefahren und Risiken ab und passt auf eure Hunde auf. Sie haben nur dieses eine Leben….

Glücklich im neuen Leben

Glücklich im neuen Leben

 

 

 

 

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